Qualifizierung ist bei uns nah an der Praxis

Qualifizierung ist bei uns nah an der Praxis

Eine Organisation kann nur erfolgreich agieren, wenn sie ganzheitlich funktioniert. Den Führungskräften kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Sie sind es, die eine Schlüsselposition einnehmen, wenn es um das Vermitteln von Werten und das Gestalten des Unternehmenserfolges geht. Deshalb haben wir einen berufsbegleitenden Lehrgang für Führungskräfte im Rettungsdienst organisiert.

Angela Hoyer, Leiterin der Abteilung Personalmanagement und Kommunikation, über eine in Deutschland einzigartige Weiterbildung u. a. für Rettungswachenleiter*innen.

Warum haben Sie einen speziellen Führungskräfte-Kurs ins Leben gerufen?

Wer die Leitung einer Rettungswache oder eines Projekts übernimmt, wird mit den neuen Aufgaben häufig unvorbereitet betraut, sozusagen ins kalte Wasser geworfen. Aber die Anforderungen sind hoch, und wir sehen, wie sie kontinuierlich steigen. Deshalb haben wir eine Maßnahme entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse von Führungskräften im Rettungsdienst zugeschnitten ist. Es ist noch keine gängige Praxis, dass die Führungskräfte im Rettungsdienst generell besonders qualifiziert sein müssen, aber wir haben da einen höheren Anspruch.

Welchen Anforderungen steht eine Wachenleitung heute gegenüber?

Zum Beispiel dem Personalanstieg: Während früher vielleicht zehn Mitarbeitende auf einer Rettungswache arbeiteten, sind es heute teilweise 82. Der Umgang mit Menschen will gelernt sein. Hinzu kommt der demografische Wandel, der beispielsweise mehr Krankenbeförderung mit sich bringt, die härteren Verhandlungen mit den Krankenkassen, der gestiegene Zwang zum wirtschaftlichen Arbeiten.

Was sind die Hauptziele der Weiterbildung?

Der Schwerpunkt liegt auf der Mitarbeiterführung, denn darin stecken die größten Herausforderungen. Die Teilnehmenden gewinnen durch den Lehrgang mehr Sicherheit im Umgang mit ihren Mitarbeitenden. Außerdem vermitteln wir betriebswirtschaftliche und arbeitsrechtliche Hintergründe. Qualitätsmanagement ist auch ein wichtiger Punkt. Wir qualifizieren immer mit Bezug zur Praxis.

Wie ist der Kurs organisiert?

Die Qualifizierungsmaßnahme dauert insgesamt 18 Monate und findet als integraler Bestandteil des Studiengangs Rescue Management an der Medical School Hamburg, University of Applied Sciences and Medical University statt. Unsere Nachwuchsführungskräfte lernen gemeinsam mit anderen Studierenden die wichtigsten Grundlagen des Managements im Rettungsdienstalltag. Nach drei Semestern schließt unsere Weiterbildung mit der staatlichen Anerkennung zur geprüften Führungskraft im Rettungsdienst ab. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, das erworbene Wissen weiter auszubauen und zu einem akademischen Grad des Bachelors of Science fortzuführen. 

Wie können Sie den Umgang mit Mitarbeitenden trainieren?

Wir spielen typische Problemsituationen durch und wir simulieren Gesprächsführung. Die Teilnehmenden erhalten Gesprächsleitfäden, etwa für Konfliktgespräche. Es schafft Handlungssicherheit im Arbeitsalltag, wenn ich weiß, wie ich ein solches Gespräch führen kann. Außerdem erfordert die Teilnahme am Kurs permanentes Präsentieren, also vor der Gruppe stehen – das schult auch. Zu Beginn der Maßnahme gab es Leute, die eher zurückhaltend waren, inzwischen hat niemand mehr ein Problem damit, vorne zu stehen.

Beim Unterrichtskonzept beschreiten sie neue Wege. Inwiefern weichen Sie von konventionellen Methoden ab?

Der Unterricht lebt von ständigen Arbeitsaufträgen und Arbeit in Kleingruppen parallel zum vermittelten Stoff. Das Wissen wird direkt umgesetzt oder überhaupt erst individuell erarbeitet. So prägt es sich viel besser ein, als wenn es bloß konsumiert würde. Ein solcher handlungsorientierter Ansatz erscheint uns gerade bei Führungskräften absolut sinnvoll: Sie sind Praxisarbeit gewohnt, verknüpfen Theorie viel einfacher mit entsprechenden Praxisbeispielen.

Beobachten Sie bereits Erfolge?

Man kann schon jetzt sagen, dass der Lehrgang ein Riesenerfolg ist, ja. Obwohl die Teilnahme ziemlich viel Arbeit bedeutet – auch in der Freizeit, weil es zum Beispiel Hausaufgaben gibt – sind alle mit enorm großem Engagement dabei. Bisher haben wir in drei Kursen insgesamt 38 Kolleginnen und Kollegen erfolgreich weitergebildet. Das liegt sicher daran, dass die Teilnehmenden deutlich merken, wie viel ihnen der Kurs in ihrem Arbeitsalltag hilft. Sie erkennen Konflikte sensibler, gehen mit einer neuen Sicherheit an die Verantwortlichkeiten heran. Das empfinden sie nicht nur selbst, wir haben auch schon mehrfach begeisterte Rückmeldungen von Mitarbeitenden erhalten, die sagen: „Mein Wachenleiter hat sich durch die Maßnahme ja total verändert.“

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